Septimus Heap - Physic by Angie Sage

Septimus Heap - Physic by Angie Sage

Autor:Angie Sage
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-01-19T16:13:53+00:00


* 27 *

HUGO TENDERFOOT

Beim Gang durch die Zaubererallee schritt Septimus nicht über die hellen Kalksteinplatten, die er aus seiner Zeit gewohnt war, sondern über schneebedeckte Erde. Und die silbernen Fackelpfähle – von seinem Turmzimmer aus hatte er häufig zugesehen, wenn sie abends entzündet wurden – wurden aus Anlass des Silbernen Thronjubiläums der Königin gerade erst aufgestellt. Die gedrungenen gelben Steinhäuser zu beiden Seiten der breiten Straße waren zwar schon alt, sahen aber noch nicht so verwittert aus und wiesen schöne Details auf, die Septimus nie zuvor gesehen hatte.

Als er am Manuskriptorium im Haus Nummer Dreizehn vorbeikam, warf er einen Blick ins Schaufenster – das ihm seltsam vorkam, denn es war nahezu leer und sehr sauber. Plötzlich verspürte er den brennenden Wunsch, Beetle zu sehen. Was Beetle wohl sagen würde, fragte er sich. Normalerweise hatte er zu allem etwas zu sagen, aber selbst ihm würde es jetzt wohl die Sprache verschlagen.

Septimus schob die Erinnerungen an den Spaß, den Beetle und er zusammen gehabt hatten, beiseite und richtete alle Gedanken auf sein Vorhaben. Ein Gewirr von unterirdischen Gängen, das er aus seiner eigenen Zeit unter dem Namen Eistunnel kannte, verband alle alten Gebäude in der Burg miteinander. In der Zeit, in der er sich jetzt befand, waren die Tunnel noch eisfrei und dienten den Alchimisten und Zauberern dazu, ungesehen und unbemerkt in der Burg ihren Geschäften nachzugehen. Septimus benutzte jeden Tag einen, um vom Haus Marcellus Pyes zu seinem Arbeitsplatz in der Großen Kammer zu gelangen. Neulich hatte ihn Marcellus in den Palast geschickt, um mehrere Schalen aus purem Gold abzuliefern – ein Geschenk an die Königin, mit dem er sich für einen Fehler entschuldigte, der ihm unterlaufen war. Bei diesem Botengang war Septimus die Idee zu seinem Plan gekommen, und die Tunnel unter dem Palast waren jetzt auch sein Ziel, nur dass er heute über der Erde ging, denn er verspürte kein Verlangen, einem neugierigen Alchimieschreiber oder gar Marcellus persönlich in die Arme zu laufen.

Der letzte Winterjahrmarkt, der am Ende der Allee, direkt vor dem Palasttor, stattfand, war in vollem Gang. Aus Dutzenden Kohlepfannen, in denen Kastanien, Maiskolben und Kartoffeln garten, dicke Wintersuppe blubberte und Würstchen brieten, stiegen dichte Rauchschwaden in den Himmel. Septimus bahnte sich einen Weg durch das Gewimmel mit seinen fremden Gerüchen, wobei er Angebote wie »Schöne knusprige Schweinsöhrchen, Herr Lehrling« oder »Leckere Hufpastete, wer will noch mal, wer hat noch nicht?« verschmähte. Er versuchte, nicht auf die Weisen der Drehleiern zu hören, die, wie er annahm, fröhlich sein sollten, und riss sich von einer besonders zudringlichen Wahrsagerin los, die ihm vorschlug: »Für einen Groschen erfahret Ihr Euer wahres Schicksal, junger Herr – denn wer wisset, was das Leben hält für uns bereit?« Ja, wer wusste das schon?, dachte Septimus grimmig und entwand sich ihrem Griff.

Er wich zwei Stelzenläufern aus, die, wie Zwillinge gekleidet, unter einem gespannten Drahtseil durchtauchten, und entging nur knapp einem fliegenden Holzklotz, den ein übereifriger Spieler am Stand »Hau die Ratte« geworfen hatte. Er musste sich noch an zwei dicken Frauen vorbeizwängen, die Flusskrebse und Reis in einen Kessel mit brodelndem Wasser warfen, dann war er endlich heraus aus dem Gewühl.



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